Rehabilitation

Nachdem mich am Donnerstag nicht wenige Menschen mit einem "Vollkommenbescheuertstempel" auf der Stirn in die Geschlossene einweisen wollten, sehe ich mich gezwungen noch eine zweite Geschichte aus der Zeit zu veröffentlichen. Das Schriftbild ist identisch, war also ca.12. Werd was langsamer schreiben, damit ihr auch alle mitkommt.
Wieder verbitte ich mir irgendwelche Rückschlüsse auf meine Person oder mein Denken.

Der Becher
Er ist allein. Er steht da, ohne Freunde. Ihm ist kalt. Er lebt nicht lange. Die Pappe, aus der er besteht, wird langsam spröde. Er ist voll. Voll mit simplem Wasser. Warum nur? Warum er? Warum nur Wasser? Ist er es einfach nicht wert, dass man in ihm was Kostbares einfüllt? Ein wenig guten Wein? Oder wenigstens was Lakritzsirup? Es wird ihm verwehrt.
Sein ganzes Leben schon sehnt er sich nach mehr. Nach mehr als er hat. Wenigstens eine Brausetablette. Oder einen Tropfen Bier. Er will sterben. Er sieht, wie in Zeitlupe, wie eine Hand näher kommt, ihn packt und entleert. Das Wasser war schlecht geworden. Ohne weitere Beachtung wird er weggeworfen. Er ist der unglücklichste seiner Art auf diesem Planeten. Warum nur? Warum er? Nun liegt er hier auf der Müllkippe zwischen vielen anderen.
In der Luft liegt der sanfte Geruch von Köstlichkeiten, deren Reste sich in ihnen befinden. Leise hört er Unterhaltungen über die herrlichsten Getränke. Warum nur? Warum er? Er denkt drüber nach, er weiß es nicht. Er denkt lange Zeit nach.
Schließlich ist er zu Erde geworden. Aus dieser Erde entspringt eine wunderschöne Weinrebe und es wird ein großartiger Wein. Das hätte er sich nicht träumen lassen.
Er beneidet nicht den Becher, wo er eingefüllt wird. Sein Leben wird beendet mit einem saftigen Steak. Warum nur? Warum er? Was hat er großartiges geleistet, dass ihm so eine Ehre zu Teil wird?
Warum nur? Warum er?